Die Lotosblume wurzelt im Schlamm, dennoch öffnet sie ihre wunderschöne Blüte unbefleckt. Sie ist ein Sinnbild der leidenden, verwirrten Menschen, die durch die Praxis des Lotos-Sutras aus den Befleckungen der irdischen Welt ins reine Nirvana gelangen können. Das Sutra von der Lotosblume des wunderbaren Dharma (Saddharmapundarika Sutra) zählt zu den wichtigsten und einflussreichsten Sutren des Mahayana-Buddhismus. In vielen Ländern Ostasiens wird es als die bedeutendste heilige Schrift des Buddhismus verehrt. Bald nach Buddhas vollständiges Erlöschen begann eine Versammlung von 999 Mönchen mit der schriftlichen Aufzeichnung seiner Lehrreden. Erst als alle Mönche zu einem jeweiligen Textabschnitt mit der Formel »So habe ich gehört“ ihre Zustimmung gegeben hatten, wurde er niedergeschrieben.
Das Lotos-Sutra wird auch das »Dreifache Lotos-Sutra“ genannt, weil es bisweilen in drei Abschnitten zusammengestellt wird, mit dem Sutra von der Lotosblume des wunderbaren Dharma als Hauptteil in 28 Kapiteln, einem eröffnenden und einem abschließenden Sutra. Das Eröffnungs-Sutra heißt das Sutra von den unermesslichen Bedeutungen, und das Dharma-Sutra von Buddhas Lehre der achtsamen Meditationspraxis über den Bodhisattva Samantabhadrabildet den abschließenden Teil. Das Sutra von den unermesslichen Bedeutungen wurde vor dem Lotos-Sutra von Buddha Sakyamuni auf dem Geiergipfel (Grdhrakuta) in Nordindien gelehrt. Der indische Mönch Dhamma Kha Da Ya San hat es im Jahre 481 aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt. Auf dem Geiergipfel weilte der Buddha oft, um den Dharma zu lehren. Sechs Monate lang praktizierte Tenzin Tharchin an diesem wunderschönen Platz mit einer eindrucksvollen Aussicht, wo Buddha auch das Lotos-Sutra lehrte. In der Dunkelheit und Stille des frühen Morgens erklomm er um drei Uhr den Berg, rezitierte das Lotos-Sutra und entzündete Räucherstäbchen. Das Sutra von der Lotosblume des wunderbaren Dharma wurde unter der Leitung von Kumarajiva im Jahre 406 in Chang-an, der antiken Hauptstadt Chinas, aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt. Kumarajivas Vater war Inder, seine Mutter eine Prinzessin aus Kucha, einem Fürstentum im Westen Chinas. Als Kucha von China unterworfen wurde, musste Kumarajiva sein Land verlassen, wurde gefangen genommen und nach China gebracht. Mit Unterstützung des chinesischen Königs, der ihn als Lehrer aufnahm, übersetzte Kumarajiva zusammen mit einem Gremium von buddhistischen Gelehrten das Lotos-Sutra. Seine Übersetzung gilt als die gebräuchlichste und die anerkannteste Version. Im Jahre 1700 wurde in Nepal der Text des Lotos-Sutras in einer Übersetzung des koreanischen Mönchs Hyunhae Sunim vom Sanskrit ins Koreanische gefunden. Auf diese Version wurde auch auf die vorliegende Übersetzung von Tenzin Tharchin zurückgegriffen. Das abschließende Dharma-Sutra von Buddhas Lehre der achtsamen Meditationspraxis über den Bodhisattva Samantabhadra wird als Läuterungs-Sutra bezeichnet. Der Buddha hatte dieses Sutra drei Monate vor seinem Parinirvana im nordindischen Vaisali im großen Wald-Tempel gelehrt. Die bedeutenden buddhistischen Meister der Vergangenheit führten die drei Sutren wegen ihrer tiefgreifenden Bezugspunkte zusammen. Während im Sutra von den unermesslichen Bedeutungen Erklärungen über die Leerheit gegeben werden, folgt im Lotos-Sutra die Praxis für die Bodhisattvas und im abschließenden Sutra die Praxis der Läuterung. Durch Ausübung der Anweisungen des Dreifachen Lotos-Sutras sollen die Lebewesen rasch und sicher die Erleuchtung erlangen können.
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